Interview in der "Turist" über die Entwicklung des Hausboot-Tourismus in Dänemark

In der führenden dänischen Fachzeitschrift „Turist“ veröffentlichte der Chefredakteur ein Interview mit dem Stern Hausboot Geschäftsführer und Leiter Marketing, Bernd Muckenschnabel. Dabei wurden insbesondere die Zukunftsaussichten und der kommenden Wandel des Tourismus in Dänemark beleuchtet. Lesen Sie einige Auszüge aus dem Artikel:

 

„Der Tourismus steht vor enormen Veränderungen“

14. Oktober 2022

 

Corona-Pandemie, gefolgt von Krieg in der Ukraine, Energiekrise und Inflation. Hinzu kommen weitere Trends wie Luftverschmutzung, globale Erwärmung und eine zunehmende Konzentration auf nachhaltige Reisen. All diese Krisen und Trends werden in den kommenden Jahren „große“ Veränderungen im Tourismus auslösen.

Das sagt Bernd Muckenschnabel, Direktor und Miteigentümer von German Stern Hausboot. Turisme.nu traf den deutschen Direktor, als das Unternehmen sein erstes dänisches Hausboot im Hafen von Orehoved in der Gemeinde Guldborgsund vorstellte.

Natürlich war es ein Gespräch über die Aussichten für Hausboote in Dänemark – aber wir haben Bernd Muckenschnabel auch gebeten, einen Flug in einem imaginären Hubschrauber zu unternehmen und seine Sicht der Entwicklung des Tourismus darzulegen.

Muckenschnabel verfügt über fundierte Kenntnisse im Bereich Tourismus – im dänischen, deutschen und europäischen Kontext, u. a. in seiner Funktion als europäischer Direktor von Novasol von 2005 bis 2017.

Der wichtige deutsche Markt

Wenn wir über die Zukunft des dänischen Tourismus sprechen, kommen wir an Deutschland nicht vorbei. Denn unsere südlichen Nachbarn sind heute – unvergleichlich – der wichtigste Auslandsmarkt.

Während es 2019 insgesamt 28,8 Millionen ausländische Übernachtungen in Dänemark gab, entfielen auf die Deutschen 16,8 Millionen Übernachtungen, was einem Anteil von 58% entspricht. Betrachtet man nur die Aufenthalte in Ferienhäusern, wird die Bedeutung der Deutschen noch deutlicher:

Während es 2019 15,3 Millionen ausländische Übernachtungen in dänischen Ferienhäusern gab, entfielen 13,4 Millionen auf Deutsche – das entspricht 88 %.

Bernd Muckenschnabel glaubt, dass Dänemark seinen Marktanteil in Deutschland erhöhen kann. „Wenn man sich den deutschen Urlaubsmarkt ansieht, hat Dänemark derzeit einen Marktanteil von 2,5 % in Deutschland. Und die Nachfrage nach dänischen Ferienhäusern steigt rapide an. Es gibt einen Mangel an Ferienhäusern, aber man kann nicht mehr bauen, weil es zu viele Vorschriften, Umweltauflagen usw. gibt“, sagt er.

„Meiner Meinung nach hat Dänemark die Möglichkeit, seinen Marktanteil auf 3,5 % zu erhöhen – und das klingt zwar wie Micky-Maus-Geld, aber es stehen riesige Summen auf dem Spiel. „Meiner Meinung nach hat Dänemark die Möglichkeit, seinen Marktanteil auf 3,5 % zu erhöhen – und das klingt zwar wie Micky-Maus-Geld, aber es geht um gigantische Summen.“
Bernd Muckenschnabel, Stern Hausboot

Lokaler Tourismus

Bernd Muckenschnabel ist der Meinung, dass gerade die oben genannten Krisen und Trends für den dänischen Tourismus sprechen. „Die Gelegenheit ergibt sich aus all den Krisen“, sagt er. „Wir haben die Energiekrise, die Inflation, den Krieg in der Ukraine und die Corona-Pandemie. Das bedeutet, dass wir ein deutliches Wachstum des so genannten lokalen Tourismus erleben werden.

„In einem Umkreis von 6-800 km von Dänemark wird die Nachfrage enorm steigen. Flugreisende werden in Deutschland geradezu diskriminiert, und gleichzeitig machen es steigende Preise auch schwieriger, so weit zu reisen wie früher“, erklärt er.

„Gleichzeitig werden wir neue Gäste in Dänemark begrüßen, nämlich diejenigen, die im Urlaub Ruhe und Sicherheit wünschen. Das werden sie auf unseren Hausbooten und in Dänemark finden“.

Mit der Eröffnung der Fehmarnbelt-Querung werde es für urlaubshungrige Deutsche noch attraktiver, nach Dänemark zu fahren, erklärt der Direktor.

Notwendigkeit des Umdenkens

Das potenzielle Wachstum auf dem deutschen Markt erfordert jedoch ein neues Denken im dänischen Tourismus.

„Sommerhäuser an der Westküste reichen nicht aus, denn alle Produkte haben eine Lebensdauer, und dann muss man sie weiterentwickeln.“

„Die dänischen Ferienhäuser haben einen sehr hohen Standard und Dänemark hat eine starke Marktposition … aber entschuldigen Sie, haben Sie gesehen, wie viele Ferienhäuser in Deutschland gebaut werden?“

Gleichzeitig weist Bernd Muckenschnabel darauf hin, dass überall in Deutschland in ehemaligen Bergbaugebieten neue Urlaubsorte entstehen.

Ein Beispiel ist die ostdeutsche Stadt Cottbus, wo der größte künstliche See Deutschlands mit 19 km2 und 26 Kilometern Uferlänge entsteht. Ziel ist es, ein neues Urlaubsparadies für Windsurfer, Wasserskifahrer, Radtouristen und andere zu schaffen.

In Cottbus entsteht der größte künstliche See Deutschlands mit einer Fläche von 19 km2 und 26 Kilometern Uferlänge. Ziel ist es, ein neues Urlaubsparadies für Windsurfer, Wasserskifahrer, Radtouristen und andere zu schaffen (Foto: Cottbuser Ostsee)

Vor diesem Hintergrund muss auch der dänische Küstentourismus neue Wege gehen, sonst könnten wir das Interesse der Deutschen verlieren, sagt Bernd Muckenschnabel.

„Ich würde sagen, dass es bereits eine Nachfrage nach Hausbooten gibt“. „Viele der Gäste haben bereits versucht, in einem traditionellen, weit im Landesinneren gelegenen Ferienhaus Urlaub zu machen. Aber sie wollen raus aufs Wasser, deshalb suchen sie nach dem Produkt. Und das findet man heute in Dänemark nicht mehr…“

Neuer Lebensstil

Heute ist Dänemark ein „Leichtgewicht“, wenn es um Hausboote geht. Aber das Potenzial ist beträchtlich, sagt der Direktor von Stern Hausboots, der sich mindestens 1.500 Hausboote in dänischen Häfen, Jachthäfen, Campingplätzen, Ferienzentren und Hotels vorstellen kann. Vielleicht sogar bis zu 3.000 Hausboote.

„Es gibt ein riesiges Potenzial, zum Beispiel auf Campingplätzen. Sie müssen neue Attraktionen finden, man denke nur an die vielen Kabinen, in die sie investieren. Hausboote passen auch hier perfekt hinein, und außerdem kann man sie mit den Dienstleistungen koppeln, die man bereits auf seinem Campingplatz anbietet“, sagt Muckenschnabel. „Interessant ist, dass sowohl die Dänen als auch die Deutschen aufs Wasser gehen wollen. Es ist ein neuer Lebensstil“, sagt er.

„Normalerweise ist ein Hausboot ein altes Schiff, das so umgebaut wurde, dass man sich in eine kleine Kabine quetschen muss. Aber hier – zum Beispiel mit unserem Hausboot – lebt man wirklich auf dem Wasser. Es ist ein neuer Lebensstil, der überall gefragt ist“.

Zugang für Deutsche

Ein weiterer Faktor, der für den Optimismus des Direktors ausschlaggebend ist, ist, dass Hausboote in Dänemark von deutschen Kunden gekauft werden können.

„Dänemark ist – abgesehen von Nordkorea – das einzige Land der Welt, in dem Ausländer derzeit keine Immobilien wie etwa ein Sommerhaus kaufen können.

„Aber ein Hausboot ist eben keine Immobilie, und das bedeutet, dass Deutsche, die die dänische Küste genießen wollen, hier ein Hausboot kaufen können“, erklärt er. Bernd